Beschlussvorschlag:
Der Kreisausschuss empfiehlt dem Kreistag den notwendigen Eigenanteil
zur Fortführung des Projekts bis zum Ende der Verstetigungsphase
bereitzustellen.
Beschlussvorlage:
Der Landkreis Kusel ist im Rahmen des Förderprogramms TRAFO II der
Kulturstiftung des Bundes zusammen mit dem Landkreis Kaiserslautern mit dem
Projekt „Westpfälzer Musikantenland“ eine von 12 TRAFO-Regionen.
Aufgrund der Corona-Pandemie kam es in allen TRAFO-Regionen zu
Verzögerungen im Projektfortgang. In den Regionen können daher - trotz einer
bereits gewährten Verlängerung - nicht alle bewilligten Mittel bis zum
aktuellen Ende der Projektlaufzeit am 30.06.2024 verausgabt werden. Zudem haben
die Erfahrungen des TRAFO-Programms gezeigt, dass es eine lange Zeit in
Anspruch nimmt, bis nachhaltige, meist auf ehrenamtliches Engagement gestützte,
Strukturen aufgebaut sind und stabil arbeiten.
Daher hat die Kulturstiftung des Bundes die Möglichkeit eingeräumt,
unter bestimmten Bedingungen, eine weitere Verlängerungsoption in Anspruch zu
nehmen. Diese sogenannte Verstetigungsphase endet spätestens zum 31.12.2025.
Das in der Initiative TRAFO geförderte Projekt „Westpfälzer Musikantenland“
wird durch die in der Förderregion sehr spät erfolgte Personalisierung der
Projektleitung und durch die Pandemie einen nicht unerheblichen Teil der zur
Verfügung stehenden Mittel nicht bis zum jetzigen Projektende (30.06.2024)
sinnvoll und konform zu den Förderkriterien verausgaben können.
Durch eine Verlängerung der Projektlaufzeit bis zum 31.12.2025 eröffnet
sich die Chance mit den verbleibenden Mitteln die Kulturlandschaft der Region
weiter zu stärken.
Die bisherigen Erfolge des Projekts sind vielfältig. Zu ihnen zählt
beispielsweise die Durchführung des Formats Musikantenlanddorf, das durch
wissensvermittelnde Bestandteile weit über den eigentlichen engmaschigen
Förder-Prozess hinaus in den Dorfgemeinschaften wirkt. Bisher können 5 Dorfgemeinschaften
von dem Format profitieren, bei einer Verlängerung könnten mindestens zwei
weitere Dörfer den Prozess zum Musikantenlanddorf durchlaufen. Neben
Qualifizierungen werden so auch finanzielle Mittel zur Dorfentwicklung in
Sachen Kultur nutzbar. Auch zwischen den Dorfgemeinschaften findet eine
Vernetzung statt. Starke Dorfgemeinschaften mit einem vielfältigen Freizeit-
und Kulturangebot tragen erheblich zur Attraktivität und zur nachhaltigen
Entwicklung ländlicher Räume bei. Dies wirkt sich zuträglich auf die Ansiedlung
von Fachkräften aus, da die work-life-balance gerade in Zeiten des
Fachkräftemangels eine immer größere Bedeutung erlangt.
Weiterhin wurden Unterrichtsmaterialen für verschiedene Altersgruppen
entwickelt und erfolgreich im Seminar für Grundschullehrkräfte präsentiert.
Auch in Kitas findet das Erzähltheater Kamishibai mit den eigens entwickelten
Bildkarten zum Wandermusikantentum Einsatz. Diese Materialien erlauben einen
frühen Kontakt zum kulturellen Erbe und stärken so auch eine Identifikation mit
der Herkunftsregion. Eine Rückkehr zum Ort des Heranwachsens nach
abgeschlossener Berufsausbildung wird durch eine starke Identifikation mit der
Region begünstigt. Erprobungen zeigen, dass die Materialien auch in
weiterführenden Schulen erfolgreich zum Einsatz kommen.
Die Ausweisung der Musikantenhäuser hat nicht nur zu einer Erhöhung der
Sichtbarkeit im Straßenbild sondern auch zu einem Zuwachs an Daten zum
historischen Erbe der Region geführt. Neben diesen beiden Faktoren trägt das
Projekt aber besonders zu dem Vorhaben des Gesamtprojekts bei, die Menschen vor
Ort über den Weg über die historische Vergangenheit zu vernetzen. So führen die
Plakettierungen z. B. zu kleinen Straßenfesten oder Recherchen mit
Schneeballeffekt, die auch zu medialer Aufmerksamkeit führen. Auch ein
touristischer Mehrwert stellt sich durch die Kooperation mit dem Westpfalzwiki
der ZRW ein.
Mehrere Projektgruppen arbeiten zu verschiedenen thematischen
Schwerpunkten und leisten wertvolle ehrenamtliche Arbeit, die bei einer
Verlängerung der Projektlaufzeit weiter begleitet und unterstützt werden
könnte. So werden beispielsweise ein Kindermusikweg und eine große
Veranstaltung für Schulen ebenso angebahnt wie ein Archiv des Musikantenlandes.
Das größte Potential, das eine Verstetigungsphase mit sich bringt,
bezieht sich auf das Museum in der Zehntscheune auf der Burg Lichtenberg. Hier
wurde nach komplexen strategischen Prozessen eine mögliche Transformation
angebahnt. Die Kulturstiftung des Bundes hat ein großes Interesse an einer
gelungenen Transformation des Musikantenlandmuseums signalisiert. Derzeit ist
ein professioneller Entwurf in Arbeit, mit dem weitere Mittel zur Umgestaltung
des Museums weit über die TRAFO-Förderung hinaus angeworben werden. Aufgrund
der Komplexität des Vorhabens werden sich erste sichtbare Veränderungen und
Erfolge aber voraussichtlich erst im zweiten Halbjahr 2024 einstellen. Durch
die Verlängerung der Projektlaufzeit würde sich die Chance drastisch erhöhen,
auf der Burg Lichtenberg ein Museum mit touristischer Leuchtturmfunktion
installieren zu können, da diese Transformation auch personeller Begleitung
bedarf. Ein zeitgemäßes Museum das auch Raum für Erprobungen und
Wechselausstellungen schafft und mit aktuellsten Methoden der Vermittlung
arbeitet, würde eine überregionale Strahlkraft und Aufmerksamkeit zeitigen und
gleichzeitig identitätsstiftend für die Bevölkerung wirken. Dies trägt zu einer
besseren Vermarktbarkeit des Gesamtensembles „Burg Lichtenberg“ bei. Der starke
Aspekt der nachhaltigen Entwicklung der Kultur ländlicher Räume des Projekts
„Westpfälzer Musikantenland“ trägt zur Schaffung gleichwertiger
Lebensverhältnisse bei und zahlt somit auch auf das Ziel 11 der SDGs ein.
Die genauen Förderkriterien sind in der Anlage ersichtlich.
Damit das Projekt bis zum 31.12.2025 fortgesetzt werden kann, ist
seitens des Landkreises Kusel eine Bereitstellung von Eigenmitteln in Höhe von 13.261,80
Euro erforderlich.
In der Anlage sind
die geplanten Projekte und Maßnahmen im Zeitraum vom 01.07.2024 – 31.12.2025
ersichtlich.