TOP Ö 2: Vorstellung des "Kreisatlas zur vertragsärztlichen Versorgung" der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz

Beschluss: zur Kenntnis genommen

Herr Torsten Erb, Abteilungsleiter der Sicherstellung, stellte den Versorgungsatlas der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz vor. Zu Beginn seiner Ausführungen hob Herr Erb hervor, dass der Kreistag des Landkreises Kusel als erster Kreistag in Rheinland-Pfalz den Kreisatlas von der Kassenärztlichen Vereinigung vorgestellt bekomme, wenngleich dieser bereits in einigen Landkreisen erschienen sei. Mit dem Kreisatlas, welcher den Mitgliedern des Kreistags ausgeteilt sei, wolle die Kassenärztliche Vereinigung die Diskussion anregen und zur Objektivierung des Themas beitragen.

 

Nach einer kurzen Vorstellung seiner Person und der Kassenärztlichen Vereinigung ging er auf die Entwicklung und Strukturen der Bevölkerung ein. Im Zusammenhang mit der Bereitschaftsdienstorganisation wies er darauf hin, dass die Einwohner des Landkreises Kusel durchschnittlich eine Fahrdistanz von 12,5 Kilometern benötigen, um ihre zuständige Bereitschaftsdienstzentrale zu erreichen. Lediglich 12 Prozent der Einwohner müssten mehr als 20 Kilometer zurücklegen. Zur Arztsituation erklärte er, dass im Landkreis Kusel derzeit 49 Hausärzte und 45 Fachärzte, insgesamt also 94 Vertragsärzte, tätig seien. Die Differenz zu den 91 Versorgungsaufträgen sei im Vergleich zum Landesdurchschnitt auffällig gering. Das mittlere Alter der aktiven Hausärzte im Landkreis Kusel betrage 58 Jahre und der Fachärzte 52 Jahre. 63 Prozent der Hausärzte seien bereits über 54 Jahre alt und es entstehe hier ein Nachbesetzungsbedarf, wenngleich die Regelaltersgrenze aufgehoben worden sei. Anschließend erläuterte er die räumliche Verteilung der Vertragsärzteschaft im Landkreis Kusel. Durch den hohen Anteil von Vertragsärzten im Alter von über 54 Jahren werde bis 2020 mit einem Nachbesetzungsbedarf von 29 zugelassenen Hausärzten (63 %) und 2 angestellten Hausärzten (67 %) gerechnet. Nach der Bedarfsplanung verfüge der Landkreis Kusel derzeit über eine formal gute Versorgungsrate. Die durchschnittliche Fahrdistanz im Kreis Kusel zum nächstgelegenen Hausarzt betrage 2 Kilometer. Der Landesdurchschnitt liege bei 1,4 Kilometer. Die Hausarztpatienten im Landkreis Kusel legten jedoch durchschnittlich 5,2 Kilometer zurück, was beispielsweise auf persönliche Präferenzen, Arbeitswege usw. zurückzuführen sei. Sodann ging er auf die Patientenzahlen nach Altersklassen ein und wies darauf hin, dass die Behandlungshäufigkeit im Landkreis Kusel etwa 10 Prozent über dem Landesdurchschnitt liege. Die Prognose der Hausarzt-Patientenzahlen zeige eine deutliche Zunahme der über 65-Jährigen, jedoch komme es insgesamt zu einem deutlichen Rückgang von ca. 10 %. Zum Schluss seines Vortrags ging er auf die Krankheitslast der Bevölkerung ein und erklärte, dass der Landkreis Kusel mit 20,5 % im Vergleich zum Land einen überdurchschnittlichen Anteil multimorbider Patienten aufweise.

 

Der Vorsitzende bedankte sich bei Herr Erb für seinen Bericht und wies darauf hin, dass sich die Westpfalzklinikum GmbH dort, wo die ambulante gesundheitliche Versorgung nicht durch nachrückende Ärzte sichergestellt werden könne, grundsätzlich engagieren wolle. Der Koalitionsvertrag der Bundesregierung sehe eine entsprechende Regelung zur Zulassung von Krankenhäusern in vor.

 

Herr Dr. Leo Reiser (CDU) sprach die Situation im nördlichen Landkreis an und wies darauf hin, dass es sehr schwierig sei, Arztstellen wieder zu besetzen. Auch Herr Michael Kolter (CDU) verwies auf den im Kreisatlas projizierten altersbedingten Nachbesetzungsbedarf, wonach den auf Seite 39 genannten Gemeinden sogar der Verlust der hausärztlichen Versorgung drohe, wenn keine Nachfolger gefunden werden. Er kritisierte, dass in den Richtlinien zur Förderung der ärztlichen Versorgung im ländlichen Raum die Verbandsgemeinden Wolfstein und Lauterecken nicht genannt werden. Vor dem Hintergrund der zukünftigen Entwicklung habe er sich deshalb mit einem Schreiben an das Gesundheitsministerium gewandt. Außerdem sei die ambulante gesundheitliche Versorgung zwar grundsätzlich Aufgabe der Kassenärztlichen Vereinigung, jedoch müssen sich auch die kommunalen Vertreter in die Pflicht nehmen lassen und nannte die  medizinischen Versorgungszentren als Stichwort. Vor dem Hintergrund, dass Herr Erb dem Landkreis Kusel eine formal gute ärztliche Versorgung attestiere, schilderte Herr Detlef Bojak (SPD) anschließend seine persönlichen Erfahrungen und stellte in Frage, ob diese mit Blick auf die Wartezeiten tatsächlich für den Bereich der Fachärzte gegeben sei. Da sich die Bundesregierung im Koalitionsvertrag zum Ziel gesetzt habe, für gesetzlich Versicherte die Wartezeit auf einen Arzttermin deutlich reduzieren zu wollen, bestätige dies wohl seine Eindrücke und ihn würde deshalb interessieren, welche Erfahrungen die Kassenärztliche Vereinigung hinsichtlich der Wartezeiten habe und welche Chance man dort für eine Verkürzung sehe.

 

Zusammenfassend ging Herr Erb zunächst auf die Problematik hinsichtlich der praktischen Umsetzung der im Koalitionsvertrag vorgesehenen Wartezeit bei einer Überweisung zum Facharzt ein. Bei entsprechenden Hinweisen bezüglich unangemessener Wartezeiten nehme die Kassenärztliche Vereinigung dies zum Anlass, die entsprechenden Vertragsärzte in einem Gespräch auf ihre Pflichten aufmerksam zu machen. Auf die Fragen von Herr Dr. Leo Reiser erklärte er, welche Möglichkeiten der Gesetzgeber für die Verbesserung der ärztlichen Versorgung geschaffen habe und wies auf die Maßnahmen der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz zur Niederlassung von neuen Vertragsärzten hin.

 

Abschließend erklärte der Vorsitzende, dass man in der Frage, wie man dem drohenden Ärztemangel begegnen wolle, gerne mit der Kassenärztlichen Vereinigung konstruktiv und kreativ zusammenarbeiten wolle und bat er Herrn Erb, die vorgebrachten Hinweise der Kreistagsmitgliedern mitzunehmen.


Dafür

Dagegen

Enthaltung

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