TOP Ö 13: Beitritt des Landkreises Kusel zu dem Verein "Ärzte für die Westpfalz"

Beschluss: einstimmig beschlossen

Abstimmung: Ja: 29, Nein: 0, Enthaltungen: 0, Befangen: 0

Beschluss:

 

Der Kreistag begrüßt die Initiative der kreisfreien Städte Kaiserslautern, Pirmasens und Zweibrücken sowie der Landkreise Bad Kreuznach, Donnersbergkreis, Kaiserslautern, Kusel und Südwestpfalz sich gemeinsam mit der ZRW und dem Westpfalz-Klinikum Kaiserslautern als weitere Partner zusammenzuschließen und einen gemeinnützigen Verein „Ärzte-für-die-Westpfalz“ zu gründen.

 

Der Verein hat als Ziel, durch Förderung junger Menschen – bevorzugt aus unserer Region - in einer Kooperation mit der Universität in Pécs (Ungarn) ein Medizinstudium zu ermöglichen. Voraussetzung einer Förderung soll sein, dass sich die geförderten Studierenden später im Bereich der Westpfalz für mindestens drei Jahre als Arzt niederlassen oder in einem Klinikum arbeiten.

 

Der Landrat wird ermächtigt, mit den beteiligten Gebietskörperschaften und Kooperationspartnern einen gemeinnützigen Verein zu gründen und eine entsprechende Satzung zu erarbeiten, die förderlich ist, die oben aufgeführte Ziele zu erreichen.

 

 


Aufgrund des demografischen Wandels und der damit verbundenen älter werdenden Gesellschaft, ist mit einem steigenden Bedarf an Ärzten in den nächsten Jahren zu rechnen.  

 

Auch in der Westpfalz und in der „Alten Welt“ wird die Ärzteschaft immer älter, was beigefügte Grafik verdeutlicht:

 

 

Im Bereich der Hausärzte sind derzeit circa 50 % über 60 Jahre alt. Es ist davon auszugehen, dass diese Ärzte in etwa 10 Jahren nicht mehr im Dienst sein werden.

 

Die Zahlen machen deutlich, dass jüngere Ärzte kaum nachkommen. In der Westpfalz sind beispielsweise von rund 500 Hausärzten nur ca. 30 Ärzte zwischen 30 und 39 Jahre alt.

 

Neben der Kassenärztlichen Vereinigung, die den Sicherstellungsauftrag der ärztlichen Versorgung hat, ist auch die Politik gefordert. Mittlerweile ruft selbst der Bundesgesundheitsminister Lauterbach die Länder dazu auf, Studienplätze im Bereich Medizin zu schaffen. So forderte er im Dezember 2022 bundesweit weitere 5.000 Medizin-Studienplätze.

 

Der rheinland-pfälzische Gesundheitsminister Hoch sieht mit der Erhöhung der Zahl der Medizin-Studienplätze um 15 Prozent auf 450 pro Jahr in Rheinland-Pfalz den Nachholbedarf laut einer SWR-Presseberichterstattung vom 30.12.2022 als erfüllt.

 

In Rheinland-Pfalz gibt es derzeit nur eine Fakultät der Humanmedizin. Die Gutenberg-Universität in Mainz bietet jährlich circa 410 Studienplätze der Humanmedizin an (Stand: 01-2022: Ca. 2.650 Immatrikulationen insgesamt). Seit dem Wintersemester 2020/21 bietet der Medizincampus Trier der Universitätsmedizin Mainz bis zu 30 Studierenden im Studiengang Humanmedizin die Möglichkeit, das 10. Semester in Trier zu absolvieren. Zum Sommersemester 2022 wurde das Angebot um das 9. Semester erweitert (Quelle: unimedizin-mainz.de).

 

Damit die Region der Westpfalz und der „Alten Welt“ nicht noch tiefer in eine Notsituation der ärztlichen Versorgung - insbesondere bei den Hausärzten -  abdriftet, haben die Landrätinnen und Landräte sowie die Oberbürgermeister der Westpfalz und der „Alten Welt“ entschieden, sich nach Studienplätzen in Europa umzuschauen.

 

Das Westpfalz-Klinikum hat bereits seit 2014 eine bestehende Kooperation mit der Universität in Pécs (Ungarn) zur Aufnahme von PJ-Studenten, also Studenten, die sich im letzten Abschnitt des Medizinstudiums (Praktisches Jahr) befinden und eine praktische Tätigkeit in einer von der Universität anerkannten Klinik ableisten müssen.

 

Aus diesem Grund entwickelte sich die Idee, an die bestehende Kooperation anzuknüpfen und diese zu intensivieren. Ende Januar 2023 reisten als Delegation der westpfälzischen Gebietschefs die Landräte Guth Leßmeister und Rubly nach Pécs. Dort wurden unter anderem Gespräche mit Univ. Prof. Dr. Miklós Nyitrai (Dekan), Dr. med László Czopf (Prodekan für Bildung), und Herrn Prof. Péter Than (Leiter des deutschsprachigen Medizinstudiengangs) geführt. Im Rahmen des Delegationsbesuchs fand auch ein Erfahrungsaustausch mit deutschen Studierendenstatt.

 

Die Universität Pécs ist eine der fünf Spitzenuniversitäten Ungarns mit 10 Fakultäten und ca. 20.000 Studierenden. An der Medizinischen Fakultät gibt es insgesamt ca. 3.000 Studierende; davon ca. 700 deutschsprachige. Jährlich werden ca. 170 Studienplätze angeboten. Studienbeginn ist jeweils Anfang September eines Jahres (Wintersemester). Das Medizinstudium dauert in der Regel 12 Semester und schließt mit dem dr. med. (Medical Doctor – M.D.) ab. Das Studium wird in deutscher Sprache angeboten.

 

Zulassungsvoraussetzung ist das Zeugnis der allgemeinen Hochschulreife, wobei der Notendurchschnitt nicht ausschlaggebend ist (ohne Numerus Clausus). Ein Aufnahmetest wird nicht durchgeführt. Im Rahmen des Bewerbungsverfahrens ist eine Onlineregistrierung vom 01.02. - 30.06. eines Jahres möglich. Es werden diejenigen Interessenten bevorzugt, die naturwissenschaftliche Fächer (Biologie, Chemie oder Physik) als Leistungskurs absolviert haben, naturwissenschaftliche Fächer an einer Universität belegt haben, naturwissenschaftliche Fächer im Rahmen von Kursen zur Vorbereitung auf ein Medizinstudium absolviert haben, nach dem Gymnasium im Gesundheitswesen tätig waren oder dort ihren Zivildienst abgeleistet haben.

 

Für das Studium der Humanmedizin in Pécs fallen Studiengebühren i.H.v. 7.500 € pro Semester an.

 

Der Studiengang zeichnet sich durch einen hohen Praxisbezug mit Patientenkontakt (Bedside Teaching) aus. So verfügt die Fakultät beispielsweise über ein hochmodernes und innovatives MediSkill Lab, (gesundheitliches Simulationszentrum) Neben dem Arbeiten in Kleingruppen besteht ein sehr guter Zusammenhalt und ein starkes Netzwerk vor Ort (Deutsche Enklave mit internationaler Ausrichtung). Für die Studierenden steht zudem ein guter und bezahlbarer Wohnungsmarkt in Pécs zur Verfügung. Die Inanspruchnahme von Auslands-Bafög ist ebenfalls möglich.

 

Insbesondere das praktische Jahr muss im Westpfalz-Klinikum Kaiserslautern (WKK) abgeleistet werden. Mit der Universität gibt es Gespräche, ob nicht auch umliegende Krankenhäuser der Region möglich sind. Famulaturen sind in der Westpfalz zu erbringen.

 

Mit der Projektidee „Studieren in Europa – Ärzte für die Westpfalz“ wollen die Landkreise Kaiserslautern, Kusel, Donnersbergkreis, Südwestpfalz, Bad Kreuznach, die Städte Kaiserslautern, Pirmasens und Zweibrücken sowie die Zukunftsregion Westpfalz (ZRW) und das Westpfalz-Klinikum gemeinsam die ärztliche Versorgung in der Westpfalz und dem Gebiet der „Alten Welt“ stärken. Ab dem Wintersemester 2023/24 sollen bis zu 16 jungen Menschen ein deutschsprachiges Medizinstudium an der Universität Pécs in Ungarn ohne Zulassungsbeschränkung (N.C.) ermöglichen. Um dieses Auslandsstudium allen interessierten und geeigneten Studentinnen und Studenten zu er möglichen, und die geförderten Studentinnen und Studenten nach ihrem Abschluss in der Westpfalz zu halten, soll durch den gemeinnützigen Verein „Studieren in Europa – Ärzte für die Westpfalz e. V.“ das Zahlen der Studiengebühren durch die Vergabe von Stipendien erleichtert werden. Die Auswahl der für die Förderung durch den Verein vorgesehenen Studentinnen und Studenten erfolgen nach den noch zu erarbeitenden Förderrichtlinien des Vereins.“

 

Hier liegen bereits Zusagen einiger Unternehmen und Institutionen vor, die das Projekt unterstützen möchten. Dazu gehört auch der Verein „Zukunftsregion Westpfalz (ZRW)“ als wichtiger Partner.

 

Der Vorsitzende stellte die Beschlussvorlage kurz vor und stellte den Sachverhalt anschließend zur Aussprache.

 

Herr Matthias Bachmann fragte, wie sich der Verein finanziere.

 

Der Vorsitzende antwortete, dass die Finanzierung durch Spenden von Firmen und Privatpersonen erfolgen soll. Der Landkreis werde einen Mitgliedsbeitrag zahlen, sich aber nicht über Gebühr an der Finanzierung beteiligen.

 

Die Vorsitzende der SPD-Fraktion, Frau Pia Bockhorn, fragte, ob eine zeitliche und örtliche Bindung an die Region im Anschluss an die Ausbildung zulässig sei?

 

Der Vorsitzende antwortete, dass drei Jahre zulässig sein. Längerfristige Bindungen seien von Gerichten bereits beanstandet worden.

Der erste Kreisbeigeordnete ergänzte, dass bei Nichteinhalten der Verpflichtung lediglich finanzielle Regressansprüche entstehen.

 

Herr Dieter Schnitzer fragte nach den Kosten für ein Studium.

 

Der Vorsitzende antwortete, dass das abhängig sei von der Anzahl der benötigten Semester. Für ein Studium in der Regelstudienzeit fallen Kosten in Höhe von 90.000 Euro an (7.500 Euro pro Semester).

 

Herr Dr. Leo Reiser ging kurz auf die „IST-Situation“ im Ärztebereich ein, die noch deutlich schlechter aussehe, als die vorliegenden Zahlen, da die meisten Ärzte nicht so lange wie angenommen arbeiten werden. Er halte das Vorhaben für eine sehr gute Idee, dem eigentlich jeder zustimmen müsse.

 

Der Vorsitzende der AfD Kreistagsfraktion, Herr Alwin Zimmer, halte das Vorhaben für eine gute Idee. Solche Initiativen hätte es viel früher geben müssen.

 

Herr Peter Jakob, Fraktionsvorsitzender FDP-Fraktion, sagte, dass man nur für den Vorschlag stimmen könne und auch Herr Herwart Dilly äußerte sich ähnlich.

 

Anschließend wurde über den Beschlussvorschlag abgestimmt.

 


Dafür

Dagegen

Enthaltung

29

0

0