Sitzung: 09.10.2019 Kreistag
Beschluss: einstimmig beschlossen
Abstimmung: Ja: 29, Nein: 0, Enthaltung: 1, Befangen: 0
Vorlage: 0946/2019/1
Beschluss:
Entsprechend der Empfehlung des Kreisausschusses stimmt der Kreistag der
Teilnahme des Landkreises Kusel am Bundesprogramm „Demokratie fördern. Vielfalt gestalten. Extremismus vorbeugen“ zu.
Der jährliche Eigenanteil in Höhe von 12.500 € ist in den Jahren 2020 bis 2024
bei der Haushaltsplanung entsprechend zu berücksichtigen.
Der Landkreis Kusel konnte in den
Jahren 2011 bis 2014 im Rahmen des Bundesprogramms „TOLERANZ FÖRDERN –
KOMPETENZ STÄRKEN“ eine Vielzahl von Jugendprojekten zur Förderung der Vielfalt
und Demokratie durchführen und erhielt in dieser Zeit Bundesmittel in Höhe von
insgesamt 332.515,93 Euro. Dieses Projekt endete am 31.12.2014 und wurde durch
das Projekt „Demokratie leben! Aktiv gegen Rechtsextremismus, Gewalt und
Menschenfeindlichkeit“ abgelöst. Auch hierfür konnte der Landkreis Kusel einen
erfolgreichen Antrag für eine Förderung im Bereich „Lokale Partnerschaft für
Demokratie“ stellen.
Zur Umsetzung dieses Bundesprogramms wurde entsprechend den
Förderleitlinien im Jugendamt ein Federführendes Amt mit 0,5 VzÄ eingerichtet.
Diese halbe Stelle muss laut den Förderrichtlinien in der Kommune als
Eigenleistung vorgehalten werden. Das Federführende Amt trägt die Verantwortung
für die „Partnerschaft für Demokratie“, ist zentraler Ansprechpartner vor Ort
und übernimmt die Berufung und Organisation einer Koordinierungs- und
Fachstelle, des Begleitausschusses und einer bedarfsgerechten Form der
Jugendbeteiligung. Zusätzlich war bei einem freien Träger der Jugendhilfe
eine Koordinierungs- und Fachstelle
(KuF) einzurichten. Diese ist beim CJD Rheinland-Pfalz/Mitte (Wolfstein)
angesiedelt und hat u.a. die Aufgabe, die Projektträger inhaltlich-fachlich zu
beraten und Einzelmaßnahmen zu begleiten.
Weiterhin wurde ein Begleitausschuss (BA) etabliert, der unter anderem
über die Förderung der beantragten Projekte entscheidet und die strategische
Ausrichtung der Partnerschaft für Demokratie
mit gestaltet. Der Begleitausschuss tagt in der Regel fünfmal jährlich
und ist mit Personen aus verschiedenen Organisationen und Institutionen aus dem
Kreisgebiet besetzt.
Zur Stärkung der Beteiligung von jungen Menschen an der „Partnerschaft
für Demokratie“ wurde der Jugendfonds Kusel (Gruppe Jugendlicher von 14 bis 27
Jahren) eingerichtet, der nach Vorgaben des Bundesprogramms über einen eigenen
Etat verfügt. Über den Jugendfonds werden zusätzlich Projekte speziell von und
für Jugendliche durchgeführt und gefördert. Die Trägerschaft des Jugendfonds
hat der Kreisjugendring Kusel übernommen.
Nachdem die Förderung seitens des Bundes mehrfach erhöht wurde, standen
der Partnerschaft für Demokratie zuletzt Fördermittel in Höhe von bis zu
110.000 €/Jahr zur Verfügung. Diese teilen sich auf vier verschiedene Bereiche
auf:
- Gefördert
werden die Personal- und Sachkosten der Koordinierungs- und Fachstelle mit bis zu 45.000 €,
- der
Jugendfonds umfasst 7.000 €,
- der Aktions-
und Initiativfonds 48.000 € und
- der Fonds
für die Öffentlichkeits- und Vernetzungsarbeit sowie für Coaching beträgt insgesamt
10.000 €.
Der Landkreis Kusel beteiligt sich entsprechend der Vorgaben des
Bundesministeriums an diesen Mitteln mit zurzeit 10.000 €/Jahr.
In den zurückliegenden fünf Jahren wurden insgesamt 97 lokale Projekte
aus dem Aktions- und Initiativfonds gefördert, die sich in den Themenfeldern
Extremismusprävention, Seminar- und Gedenkstättenarbeit, Antidiskriminierungsarbeit
und ähnlichem befassten. Beispielsweise wurden Exkursionen von Jugendlichen
nach Natzweiler/Struthof und Berlin gefördert, sowie verschiedene interaktive
Theaterstücke an Schulen, in denen die Schülerinnen und Schüler sich unter anderem
mit Cybermobbing auseinandersetzen konnten und eine tolerante Haltung
erarbeiteten. Besonders unterstützt wurde die erfolgreiche Arbeit des
Bündnisses „Tol(l)eranz-find ich gut“ aus dem Nordkreis, die neben vielen
Bildungsprojekten für Jugendliche Fachvorträge z.B. zu den Themen
„Reichsbürger“ und „Stammtischparolen“ angeboten hat. Weiterhin wurde im
vergangenen Jahr das öffentlichkeitswirksame Projekt „Dialog in Kusel“ der
Kontaktstelle Holler unterstützt, bei dem es um ein Statement für Toleranz und
Vielfalt ging. Zusätzlich wurden Demokratiekonferenzen durchgeführt, in deren
Rahmen eruiert wurde, welche weiteren Projekte oder Themenschwerpunkte als
notwendig erachtet werden. Unter Berücksichtigung, dass in diesem Jahr
bisher 17 lokale Projekte aus dem Aktions- und Initiativfonds bewilligt und
teilweise schon umgesetzt werden konnten, ist davon auszugehen, dass sich die
Gesamtsumme der Bundesmittel in dieser Förderperiode (2015 bis 2019) auf rd. 450.000 € beläuft.
Für die zweite
Förderperiode (2020 bis 2024) werden die Ziele des Bundesprogramms neu justiert
und stärker fokussiert – vor allem mit Blick auf die aktuellen
gesellschaftlichen Herausforderungen und auf Grundlage der gewonnenen
Erfahrungen aus der ersten Förderperiode. „Demokratie fördern. Vielfalt
gestalten. Extremismus vorbeugen“ werden die Kernziele von „Demokratie
leben!“. Für diese Projektphase ist ein neuer Förderantrag zu stellen. Seitens
des Bundesministeriums ist eine Steigerung der Gesamtfördersumme auf 137.500 €
jährlich geplant, wovon der Landkreis einen Eigenanteil in Höhe von 12.500 € (10 % des Bundesanteils)aufbringen muss.
Aufgrund der
erfolgreichen Arbeit, die die Partnerschaft mit Projektträgern und
Kooperationspartnern bisher geleistet hat, sowie den guten Erfahrungen, die in
der praktischen Arbeit vor Ort bei der Umsetzung des Bundesprogramms gesammelt
wurden, empfiehlt die Verwaltung die Fortsetzung des Projekts im Landkreis
Kusel in den bestehenden Strukturen.
Der zuständige
Sachbearbeiter und Projektsteuerer der Kreisverwaltung, Herr Werner Barthel,
erläuterte die Beschlussvorlage eingehend und berichtete über die praktische
Umsetzung des Projektes.
Anschließend
informierte Herr Jürgen Neu (AfD) über die Bedenken der AfD-Fraktion, die auch
bei der Vorberatung im Kreisausschuss bereits angesprochen wurden. Er begrüße,
dass die Projektbezeichnung dahingehend geändert wurde, dass alle Arten des
Extremismus erfasst sind und gab zu bedenken, dass der Linksextremismus stärker
thematisiert werden solle. Bezüglich der Abstimmung zu diesem
Tagesordnungspunkt habe die AfD-Fraktion beschlossen den „Fraktionszwang“
aufzuheben.
Der erste
Kreisbeigeordnete, Herr Jürgen Conrad, wies in diesem Zusammenhang darauf hin,
dass ein Fraktionszwang ohnehin verfassungswidrig sei und daher auch nicht
aufgehoben werden könne. Er sehe den Feind der Demokratie eindeutig im
Rechtsextremismus.
Frau Pia Bockhorn,
Vorsitzende der SPD-Fraktion, stimmte dem ersten Kreisbeigeordneten zu und
bestätigte, dass ihre Fraktion die Gegner der Demokratie ebenfalls eindeutig
„rechts“ sehe.
Anschließend wurde
über die Beschlussvorlage abgestimmt.
Dafür |
Dagegen |
Enthaltung |
29 |
0 |
1 |