Sitzung: 26.10.2011 Kreistag
Beschluss: mehrheitlich beschlossen
Abstimmung: Ja: 33, Nein: 2, Enthaltungen: 0, Befangen: 0
Vorlage: 0035/2011
Beschluss:
Der Kreistag stimmt dem Konsolidierungsvertrag zur Teilnahme
am Kommunalen Entschuldungsfonds Rheinland-Pfalz (RLP-RP), wie von der
Verwaltung vorgelegt, zu und beschließt auf der Grundlage des
Konsolidierungsvertrags den Beitritt zum Kommunalen Entschuldungsfonds
Rheinland-Pfalz.
Der Kreistag des Landkreises Kusel hat
in seiner Sitzung am 09.02.2011 dem Beitritt zum Kommunalen Entschuldungsfonds
Rheinland-Pfalz grundsätzlich zugestimmt und die Verwaltung beauftragt, mit der
Kommunalaufsicht Gespräche zur Vorbereitung des Konsolidierungsvertrags zu
führen. Auf Grundlage des anerkannten Kassenkreditbestands zum 31. Dezember
2009 in Höhe von 82.576.566 € beträgt die auf den Landkreis Kusel entfallende Gesamtleistung des Kommunalen Entschuldungsfonds
Rheinland-Pfalz über die Laufzeit von 15 Jahren insgesamt 64.624.421 €. Die
Jahresleistung beträgt folglich 4.308.295 €, wovon nach Abzug der zwei Drittel
Landeszuweisung ein jährlicher Konsolidierungsbeitrag des Landkreises von
1.436.098 € verbleibt, der durch eigene Konsolidierungsanstrengungen
aufgebracht werden soll.
Im
Rahmen des Kommunalen Entschuldungsfonds Rheinland-Pfalz ist es Aufgabe der
teilnehmenden Kommune, konkrete Konsolidierungsmaßnahmen zur Erbringung ihres
Drittelanteils zu ergreifen. Dies kann durch Einsparungen im Bereich der
freiwilligen Aufgaben, durch Einsparungen im Bereich der Pflichtaufgaben im
Wege einer wirtschaftlicheren Aufgabenwahrnehmung oder durch
Einnahmeverbesserungen erfolgen.
Der
Konsolidierungsbeitrag des Landkreises Kusel soll durch folgende Konsolidierungs-maßnahmen
realisiert werden:
Anhebung
des Kreisumlagehebesatzes |
501.947,00 € |
|
||||||||
Der
Kreisumlagehebesatz wurde 2011 auf 38,00 v.H. gegenüber bisher 36,97 v.H.
festgesetzt. |
|
|
||||||||
Dies
ergibt einen Konsolidierungsanteil in Höhe von 501.947 € |
|
|
||||||||
Dem
liegt folgende Berechnung zugrunde: |
|
|
||||||||
|
Umlageaufkommen
vorläufig 2011 |
48.732.643 € |
|
|
|
|||||
|
Kreisumlageaufkommen |
36,97
v.H. |
18.017.898 € |
|
|
|
||||
|
|
38,00
v.H. |
18.519.845 € |
501.947 € |
|
|
||||
|
|
|
|
|
|
|
||||
Umorganisation
Reinigungsdienst |
|
|
|
313.212,73 € |
|
|||||
Durch
die Neuorganisation des Reinigungsdienstes können folgende Kosten eingespart
werden: |
|
|
||||||||
|
|
|
|
|
|
|
||||
Reduzierungen
Personalkosten |
|
|
|
346.363,62 € |
|
|||||
Verwaltungsstellen
werden nach dem Ausscheiden der betreffenden Mitarbeiter nicht wiederbesetzt
und aus dem Stellenplan gestrichen; dies ergibt einen Konsolidierungsanteil
in Höhe von 346.363,62 € |
|
|
||||||||
|
|
|
|
|
|
|
||||
Dienstleistungsvereinbarung
mit Jobcenter |
170.000,00 € |
|
||||||||
Eine
Dienstleistungsvereinbarung mit dem Jobcenter erbringt einen
Konsolidierungsbeitrag in Höhe von |
|
|
||||||||
|
|
|
|
|
|
|
||||
Erhöhung
Eigenanteil Schülerbeförderung |
36.880,00 € |
|
||||||||
Der
monatliche Eigenanteil zu den Schülerbeförderungskosten wird von 26,00 € auf
30,00 € erhöht; dies ergibt einen Konsolidierungsanteil in Höhe von |
|
|
||||||||
|
|
|
|
|
||||||
Zusätzliche
Mieteinnahmen |
|
|
|
112.523,68 € |
|
|||||
Mieteinnahmen
bei der Wasserburg Reipoltskirchen, der Mensa am Gymnasium Kusel, dem Gebäude
Trierer Str. 39 sowie hauptsächlich beim Gebäude Lehnstr. 16 in Kusel
(ehemalige Realschule Kusel) ergeben einen Beitrag in Höhe von |
|
|||||||||
|
||||||||||
|
|
|
|
|
|
|
||||
Veränderung
Turnus Kreisveranstaltungen |
3.333,33 € |
|
||||||||
Kreisveranstaltungen,
wie der Kreisheimattag und der Kreisfeuerwehrtag sollen künftig
zusammengelegt und der Turnus verlängert werden; Konsolidierungsbeitrag (auf
15 Jahre verteilt) |
|
|||||||||
|
|
|
|
|
|
|
||||
Verkauf
Gebäude Fritz-Wunderlich-Str. in Kusel (Villa Bolkenius) |
50.000,00 € |
|
||||||||
Verkaufserlös
in Höhe von |
|
|
|
|
|
|||||
|
|
|
|
|
|
|
||||
Buchungstätigkeit
für Zweckverband Schienenpersonennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd |
7.500,00 € |
|
||||||||
|
|
|
|
|
|
|
||||
Gesamt |
Konsolidierungsbeitrag |
|
|
1.541.760,36 € |
||||||
|
Der
ausgehandelte Vertragsentwurf zur Teilnahme am Kommunalen Entschuldungsfonds
Rheinland-Pfalz (RLP-RP) war der Beschlussvorlage beigefügt.
Ergänzend zu der Beschlussvorlage erläuterte der Vorsitzende eingehend die Konsolidierungsmaßnahmen im Einzelnen und sprach die Vorteile der Teilnahme am Kommunalen Entschuldungsfonds an. Er erklärte, dass man den Konsolidierungsbeitrag in erster Linie durch Einsparungen und nicht durch die weitere Erhöhung des Kreisumlagehebesatzes oder der Jagdsteuer erbringen wolle. Hinsichtlich der Erhöhung des Eigenanteils zu den Schülerbeförderungskosten wies er darauf hin, dass diese Maßnahme aufgrund der geplanten Kostenfreiheit bis Klasse 10 ab Beginn des Schuljahres 2012/2013 zeitlich begrenzt sei. Neben dem Konsolidierungsbeitrag müsse man darüber hinaus in den kommenden Jahren Einsparungen im laufenden Haushalt erzielen, da trotz der Leistungen aus dem Kommunalen Entschuldungsfonds die Liquiditätsverschuldung insgesamt weiter zunehme. Anschließend ging er auf die allgemeine finanzpolitische Situation ein und bat, insbesondere auch vor dem Hintergrund, dass man gegen den Festsetzungsbescheid über die Schlüsselzuweisung des Jahres 2010 Klage erhoben habe, um Zustimmung zum vorgelegten Konsolidierungsvertrag.
Herr Klaus Müller (SPD) erklärte, dass die Teilnahme am Entschuldungsfonds alternativlos sei und deshalb außer Frage stehe. Er begrüßte, dass der Landkreis nicht den Kreisumlagehebesatz erhöhe und damit letztlich die Ortsgemeinden stärker belaste. Weiterhin sei er froh, dass man nicht der Praxis einiger anderer Kommunen folge und lediglich die Einnahmen zu Lasten der Bürgerinnen und Bürger erhöhe. Gleichzeitig enthalte die Liste der Maßnahmen, durch die der Konsolidierungsbeitrag erzielt werden soll, aber auch einige Vorschläge, die ohne größere Kraftanstrengungen zu realisieren seien. Die SPD-Fraktion werde dem Konsolidierungsvertrag zustimmen.
Für die CDU-Fraktion sprach Herr Xaver Jung. Der Kommunalen Entschuldungsfonds suggeriere zwar von der Begrifflichkeit, dass man entschuldet werde, jedoch würden die Schulden trotz der Leistungen aus dem Entschuldungsfonds weiter steigen. Dennoch bleibe nicht anderes übrig, als dem Entschuldungsfonds beizutreten, wenngleich eigentlich nur ein Drittel tatsächlich vom Land aufgebracht werde. Er begrüßte ebenfalls, dass auf die Erhöhung des Kreisumlagehebesatzes verzichtet werde und schlug zudem vor, auch die Gewinnabführung aus dem Betrieb von Fotovoltaikanlagen in die künftigen Überlegungen grundsätzlich mit einzubeziehen. Er mahnte, die Lücken, die durch die Reduzierungen der Personalkosten entstehen, nicht durch teure externe Dienstleistungen zu schließen.
Herr Andreas Hartenfels (Bündnis 90/Die Grünen) schloss sich seinen Vorrednern an und erklärte ebenfalls, dass die Teilnahme am Entschuldungsfonds alternativlos sei und schilderte die finanziellen Auswirkungen auf Seiten des Landes. Bei dem Entschuldungsfonds handele es sich jedoch nicht um strukturelle Hilfe. Hier setze er seine Hoffnung vielmehr in die Arbeit der vom Landtag eingesetzten Enquete-Kommission „Kommunale Finanzen“, welche Lösungsmöglichkeiten für die dauerhafte Entschuldung der Kommunen untersucht und der er als Abgeordneter angehört.
Für die FDP-Fraktion nahm Frau Katharina Büdel Stellung und lobte, dass man auf eine Erhöhung der Kreisumlage verzichte. Zwar würden die Leistungen aus dem Entschuldungsfonds Verbesserungen bringen, jedoch kämen die Defizite aus den Folgejahren dann wieder hinzu. Sie forderte deshalb, dass das Land seiner gesetzlichen Verpflichtung nachkomme und gewährleiste, dass die Kommunen wirtschaftlich arbeiten können. In Anbetracht des finanziellen Drucks stimme man dem Beitritt zum Kommunalen Entschuldungsfonds zu, zumal man auf die jährliche Landeszuweisung nicht verzichten könne, wenngleich es ihr persönlich sehr schwer falle.
Der Sprecher der FWG-Kreistagsfraktion, Herr Hans Harth, erklärte ebenfalls, dass die Teilnahme am Entschuldungsfonds alternativlos sei. Aus der Sicht als Ortsbürgermeister wies er darauf hin, dass man die Investitionskredite bei der Betrachtung nicht vernachlässigen dürfe, die sich bei vielen Ortsgemeinden auf dem gleichen Niveau wie die Kassenkredite bewegen. Mit Blick auf die Demographiekonzeption erklärte er, dass er die Fortführung des Projekts befürworte und Ideen ausreichend vorhanden seien. Jedoch fehle den Gemeinden oftmals dann der finanzielle Handlungsspielraum für die Umsetzung. Bund und Land seien deshalb aufgefordert, die Einnahmesituation der Gemeinden zu verbessern.
Herr Robert Drumm stellte vorweg, dass die Kreistagsfraktion „Die Linke“ der Teilnahme am Kommunalen Entschuldungsfonds nicht zustimmen werde. Man habe kein Ausgabe- sondern ein Einnahmeproblem und forderte an dieser Stelle nochmals, dass Besserverdiener an der Finanzierung der Staatsausgaben und somit der Kommunen, stärker beteiligt werden müssen. Außerdem wehre er sich gegen die als Konsolidierungsmaßnahme vorgesehene Reduzierung der Personalkosten, da diese zum Abbau von Stellen führe. Des Weiteren wolle man keine Verknüpfung zwischen dem Jobcenter und der Kreisverwaltung und auch die Erhöhung der Eigenanteils am Schülertransport um rd. 15 % werde seine Fraktion nicht mittragen.
Anschließend wurde über den Konsolidierungsvertrag zur Teilnahme am Kommunalen Entschuldungsfonds Rheinland-Pfalz abgestimmt.
Dafür |
Dagegen |
Enthaltung |
33 |
2 |
0 |