Sitzung: 22.01.2024 Kreisausschuss
Beschluss: einstimmig beschlossen
Abstimmung: Ja: 10, Nein: 0, Enthaltungen: 0, Befangen: 0
Vorlage: 1474/2024
Beschluss:
Der Kreisausschuss empfiehlt dem Kreistag den notwendigen Eigenanteil
zur Fortführung des Projekts bis zum Ende der Verstetigungsphase
bereitzustellen.
Der Landkreis Kusel ist im Rahmen des Förderprogramms TRAFO II der
Kulturstiftung des Bundes zusammen mit dem Landkreis Kaiserslautern mit dem
Projekt „Westpfälzer Musikantenland“ eine von 12 TRAFO-Regionen.
Aufgrund der Corona-Pandemie kam es in allen TRAFO-Regionen zu
Verzögerungen im Projektfortgang. In den Regionen können daher - trotz einer
bereits gewährten Verlängerung - nicht alle bewilligten Mittel bis zum
aktuellen Ende der Projektlaufzeit am 30.06.2024 verausgabt werden. Zudem haben
die Erfahrungen des TRAFO-Programms gezeigt, dass es eine lange Zeit in
Anspruch nimmt, bis nachhaltige, meist auf ehrenamtliches Engagement gestützte,
Strukturen aufgebaut sind und stabil arbeiten.
Daher hat die Kulturstiftung des Bundes die Möglichkeit eingeräumt,
unter bestimmten Bedingungen, eine weitere Verlängerungsoption in Anspruch zu
nehmen. Diese sogenannte Verstetigungsphase endet spätestens zum 31.12.2025.
Das in der Initiative TRAFO geförderte Projekt „Westpfälzer
Musikantenland“ wird durch die in der Förderregion sehr spät erfolgte
Personalisierung der Projektleitung und durch die Pandemie einen nicht
unerheblichen Teil der zur Verfügung stehenden Mittel nicht bis zum jetzigen
Projektende (30.06.2024) sinnvoll und konform zu den Förderkriterien verausgaben
können.
Durch eine Verlängerung der Projektlaufzeit bis zum 31.12.2025 eröffnet
sich die Chance mit den verbleibenden Mitteln die Kulturlandschaft der Region
weiter zu stärken.
Die bisherigen Erfolge des Projekts sind vielfältig. Zu ihnen zählt beispielsweise
die Durchführung des Formats Musikantenlanddorf, das durch wissensvermittelnde
Bestandteile weit über den eigentlichen engmaschigen Förder-Prozess hinaus in
den Dorfgemeinschaften wirkt. Bisher können 5 Dorfgemeinschaften von dem Format
profitieren, bei einer Verlängerung könnten mindestens zwei weitere Dörfer den
Prozess zum Musikantenlanddorf durchlaufen. Neben Qualifizierungen werden so
auch finanzielle Mittel zur Dorfentwicklung in Sachen Kultur nutzbar. Auch
zwischen den Dorfgemeinschaften findet eine Vernetzung statt. Starke
Dorfgemeinschaften mit einem vielfältigen Freizeit- und Kulturangebot tragen
erheblich zur Attraktivität und zur nachhaltigen Entwicklung ländlicher Räume
bei. Dies wirkt sich zuträglich auf die Ansiedlung von Fachkräften aus, da die
work-life-balance gerade in Zeiten des Fachkräftemangels eine immer größere
Bedeutung erlangt.
Weiterhin wurden Unterrichtsmaterialen für verschiedene Altersgruppen
entwickelt und erfolgreich im Seminar für Grundschullehrkräfte präsentiert. Auch
in Kitas findet das Erzähltheater Kamishibai mit den eigens entwickelten
Bildkarten zum Wandermusikantentum Einsatz. Diese Materialien erlauben einen
frühen Kontakt zum kulturellen Erbe und stärken so auch eine Identifikation mit
der Herkunftsregion. Eine Rückkehr zum Ort des Heranwachsens nach
abgeschlossener Berufsausbildung wird durch eine starke Identifikation mit der
Region begünstigt. Erprobungen zeigen, dass die Materialien auch in
weiterführenden Schulen erfolgreich zum Einsatz kommen.
Die Ausweisung der Musikantenhäuser hat nicht nur zu einer Erhöhung der
Sichtbarkeit im Straßenbild sondern auch zu einem Zuwachs an Daten zum
historischen Erbe der Region geführt. Neben diesen beiden Faktoren trägt das
Projekt aber besonders zu dem Vorhaben des Gesamtprojekts bei, die Menschen vor
Ort über den Weg über die historische Vergangenheit zu vernetzen. So führen die
Plakettierungen z. B. zu kleinen Straßenfesten oder Recherchen mit
Schneeballeffekt, die auch zu medialer Aufmerksamkeit führen. Auch ein touristischer
Mehrwert stellt sich durch die Kooperation mit dem Westpfalzwiki der ZRW ein.
Mehrere Projektgruppen arbeiten zu verschiedenen thematischen
Schwerpunkten und leisten wertvolle ehrenamtliche Arbeit, die bei einer
Verlängerung der Projektlaufzeit weiter begleitet und unterstützt werden
könnte. So werden beispielsweise ein Kindermusikweg und eine große
Veranstaltung für Schulen ebenso angebahnt wie ein Archiv des Musikantenlandes.
Das größte Potential, das eine Verstetigungsphase mit sich bringt,
bezieht sich auf das Museum in der Zehntscheune auf der Burg Lichtenberg. Hier
wurde nach komplexen strategischen Prozessen eine mögliche Transformation
angebahnt. Die Kulturstiftung des Bundes hat ein großes Interesse an einer
gelungenen Transformation des Musikantenlandmuseums signalisiert. Derzeit ist
ein professioneller Entwurf in Arbeit, mit dem weitere Mittel zur Umgestaltung
des Museums weit über die TRAFO-Förderung hinaus angeworben werden. Aufgrund
der Komplexität des Vorhabens werden sich erste sichtbare Veränderungen und
Erfolge aber voraussichtlich erst im zweiten Halbjahr 2024 einstellen. Durch
die Verlängerung der Projektlaufzeit würde sich die Chance drastisch erhöhen,
auf der Burg Lichtenberg ein Museum mit touristischer Leuchtturmfunktion installieren
zu können, da diese Transformation auch personeller Begleitung bedarf. Ein
zeitgemäßes Museum das auch Raum für Erprobungen und Wechselausstellungen
schafft und mit aktuellsten Methoden der Vermittlung arbeitet, würde eine
überregionale Strahlkraft und Aufmerksamkeit zeitigen und gleichzeitig
identitätsstiftend für die Bevölkerung wirken. Dies trägt zu einer besseren
Vermarktbarkeit des Gesamtensembles „Burg Lichtenberg“ bei. Der starke Aspekt
der nachhaltigen Entwicklung der Kultur ländlicher Räume des Projekts
„Westpfälzer Musikantenland“ trägt zur Schaffung gleichwertiger
Lebensverhältnisse bei und zahlt somit auch auf das Ziel 11 der SDGs ein.
Die genauen Förderkriterien sind in der Anlage ersichtlich.
Damit das Projekt bis zum 31.12.2025 fortgesetzt werden kann, ist
seitens des Landkreises Kusel eine Bereitstellung von Eigenmitteln in Höhe von 13.261,80
Euro erforderlich.
In der Anlage sind
die geplanten Projekte und Maßnahmen im Zeitraum vom 01.07.2024 – 31.12.2025
ersichtlich.
Bevor über die
Beschlussvorlage abgestimmt wurde, erläuterte die Leiterin des TRAFO-Projektes,
Frau Elaine Neumann, die Beschlussvorlage kurz und ging auf den aktuellen Stand
des Projektes ein.
Bevor der
Vorsitzende zur Beschlussfassung überleitete, beantwortete Frau Neumann
Rückfragen der Ausschussmitglieder.
Dafür |
Dagegen |
Enthaltung |
10 |
0 |
0 |