Sitzung: 29.02.2012 Kreistag
Beschluss: mehrheitlich beschlossen
Abstimmung: Ja: 31, Nein: 7, Enthaltungen: 0, Befangen: 0
Vorlage: 0197/2013
Beschluss:
Der Kreistag beschließt, wie von der Verwaltung vorgelegt,
a) die Haushaltssatzung und den Haushaltsplan des Landkreises Kusel für das Haushaltsjahr
2012
sowie
b) den Stellenplan des Eigenbetriebs „Jobcenter Landkreis Kusel“.
Bevor der Vorsitzende auf den Haushalt 2012 einging, sprach
er das Rechnungsergebnis des Jahres 2010 an. So habe man in der
Ergebnisrechnung rd. 2,1 Mio. Euro bzw. c
Die Kosten für die Soziale Sicherung erhöhen sich im Vergleich zum Rechnungsergebnis 2011 im Bereich Jugend um 9,63 % auf 13.3 Mio. Euro und im Bereich Soziales, trotz der Erhöhung des Bundesanteils an der Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung, um 4,34 % auf 15,54 Mio. Euro. Insgesamt belaufe sich die Nettobelastung der Sozialen Sicherung auf 28,84 Mio. Euro. Bei einer Kreisumlage von rd. 20 Mio. Euro zeige dies, dass dies die Finanzkraft des Landkreises übersteige. Auch hierzu besage das Urteil des Verfassungsgerichtshofs eindeutig, dass das Land eine Mitverantwortung für die Kosten aus der Aufgabenzuweisung durch den Bund treffe und die finanziellen Belange seiner Kommunen auf Bundesebene als eigene wahren und durchsetzen müsse. Dabei werde auch klargestellt, dass der vom Land geschuldete Beitrag zur Bewältigung der kommunalen Finanzkrise nicht bereits durch die Beteiligung am kommunalen Entschuldungsfonds abgegolten werde. Gleichzeitig wurde eine Frist gesetzt, die Neuregelungen bis spätestens 01.01.2014 umzusetzen. Da das Gericht ein entschlossenes und zeitnahes Zusammenwirken aller Ebenen fordere, fordere er bis spätestens Ende des Jahres eine Entlastung durch das Land. Da auch die Kommunen aufgefordert seien, ihre Kräfte größtmöglich anzuspannen, müsse man auch selbst tätig werden und der Landkreis Kusel habe dies größtenteils, insbesondere im Bereich Personal, auch schon umgesetzt. Anschließend sprach er die Investitionsmaßnahmen und die Aktivitäten der Neuen Energie Pfälzer Bergland GmbH an, die 2011 durch den Betrieb von Photovoltaikanlagen erstmals einen Gewinn in Höhe von rd. 37.000,- Euro ausweise und außerdem bereits Gestattungsverträge für zehn Windkraftanlagen im Bereich der Verbandsgemeinde Kusel abgeschlossen habe. Nunmehr benötige man hierfür zügig eine Änderungsplanung des Flächennutzungsplans und des Weiteren müssten noch die rechtlichen Voraussetzungen für die kommunale Beteiligung geschaffen werden, damit auch die Gemeinden an den Gewinnen partizipieren können. Schließlich bat er die Mitglieder des Kreistags, dem vorliegenden Haushalt zuzustimmen.
Nachfolgend nahm Herr Matthias Bachmann für die SPD-Fraktion Stellung. Zu Beginn seiner Ausführungen erklärte er, dass die öffentlichen Haushalte zur Bewältigung der Konjunkturkrise starke Anstrengungen unternommen hätten und sich die Wirtschaft zwischenzeitlich von dem Einbruch erholt habe. Ob Deutschland jedoch auch als Gewinner aus der Krise hervorgehe, sei fraglich. Die finanzielle Lage der Gemeinden und Gemeindeverbände sei nach wie vor sehr angespannt und die kommunalen Gebietskörperschaften weisen nunmehr das einundzwanzigste Jahr in Folge ein Finanzierungsdefizit aus. Gleiches gelte für den Haushalt des Landkreises Kusel. Eine Verbesserung von rd. 2,5 Mio. Euro jährlich ergebe sich künftig durch die schrittweise Übernahme der Kosten der Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung durch den Bund. Abzuwarten bleibe, wie der Landesgesetzgeber die Vorgaben des Verfassungsgerichtshofs umsetze und den kommunalen Finanzausgleich neu regelt. Der Trend der Verbesserung des Ergebnisses gegenüber den Planzahlen im Haushaltsjahr 2010 setze sich nunmehr bei den Planzahlen 2012 gegenüber den Planzahlen 2011 fort, wenngleich der Haushaltsentwurf ein Defizit von 14,6 Mio. Euro vorsehe.
Durch die wirtschaftliche Erholung steige das
Kreisumlageaufkommen auf c
Für die CDU-Kreistagsfraktion sprach Herr Xaver Jung. Er
zeigte sich, nachdem der Vorsitzende in seiner Funktion als Vorsitzender des
Landkreistags Rheinland-Pfalz mit seinem Vorstoß beim Finanzminister Carsten
Kühl gescheitert sei, den Kommunen bereits in diesem Jahr aufgrund des Urteils
200 Mio. Euro mehr zur Verfügung zu stellen, geschockt über dessen Aussage,
dass Landrat Hirschberger
und manch anderer kommunal Verantwortlicher, die Zeit bis 2014 nutzen solle, um
in seinem Zuständigkeitsbereich die Hausaufgaben zu erledigen, die das
Verfassungsgericht ihm mit seinem Urteil aufgegeben habe. Weiterhin ging er auf
die in dem Urteil angesprochene „Vergeblichkeitsfalle“ ein, wonach die
kommunalen Aufgabenträger die Hoffnung auf einen Haushaltsausgleich aufgegeben hätten
und erklärte, dass es ein Fehler gewesen sei, nicht bereits früher Klage
erhoben zu haben. Die im Vorjahr angekündigten klareren Worte zum Haushalt
würden ihm vor dem Hintergrund des Urteils leicht fallen. Die Finanzlage des
Landkreises sei, wie bei den übrigen Landkreisen in Rheinland-Pfalz, desolat.
Die Situation des Landkreises Kusel sei jedoch noch schlechter als bei den
übrigen Landkreisen, da man die höchste Pro-Kopf-Verschuldung verzeichne. Das
Urteil mache zudem deutlich, dass die kommunale Selbstverwaltung bald nur noch
ein Schattendasein führe und dass das Land die Kommunen bisher um ihren verfassungsrechtlich
zustehenden Teil geprellt habe. Auch entfalle durch das Urteil nunmehr die
bisherige Diskussion im Kreistag, ob der Bund oder das Land Schuld an der
Misere sei. Anschließend ging er auf den Kommunalen Entschuldungsfonds ein, den
er mit einem „Scheinriesen“ verglich, da der Landkreis letztlich zwei Drittel
davon selbst zahle. Mit Blick auf die Vorwürfe des Finanzministers, dass die
Kommunen ihre Hausaufgaben noch nicht erledigt hätten, entgegnete er, dass sich
der Landkreis keine Prestigeobjekte wie den beispielsweise den Nürburgring
geleistet habe. Derzeit bemühe sich der Landkreis die Einnahmeseite durch
Windkraftprojekte zu verbessern und man sei froh, dass die wirtschaftliche
Betätigung, nach langer Diskussion mit dem Land, inzwischen genehmigt worden
sei. Er bedauerte, dass nach dem Urteil eine rückwirkende Korrektur der
beanstandeten Regelungen von Verfassungs wegen nicht zwingend geboten sei und
regte deshalb eine Resolution an, in der für die Zeit bis zum 01.01.2014 eine
Übergangsregelung gefordert werde. Der Landkreis könnte lediglich durch die
Erhöhung der Kreisumlage eine Verbesserung erzielen und er sei froh, dass eine
Erhöhung in diesem Jahr nicht vorgesehen sei. Es bleibe letztlich nur die
Hoffnung, dass man Unterstützung seitens des Landes in den kommenden Jahren
erhalte und mit dieser Hoffnung könne er auch seine Zustimmung zum vorliegenden
Haushalt signalisieren.
Nachdem
der Vorsitzende in Aussicht stellte, für die Kreistagssitzung im Sommer eine
entsprechende Resolution von der Verwaltung vorbereiten zu lassen, sprach Herr
Siegbert Theiß für die FWG-Fraktion. Er habe bereits vor einem Jahr im Rahmen
seiner Haushaltsrede darauf hingewiesen, dass man nur noch verwalten und nicht
mehr gestalten könne. Dass die Finanzausstattung auch in diesem Jahr nicht
ausreichend bemessen sei, zeige sich nicht zuletzt in der Steigerung der
Höchstbeträge der Liquiditätskredite um 10 Mio. Euro auf 125 Mio. Euro. Das
Land sei verpflichtet, die nach der Verfassung zustehenden Mittel für die
Pflichtaufgaben, aber auch für die freiwilligen Aufgaben, zur Verfügung zu
stellen, zumal die Einnahmemöglichkeiten nicht ausreichend seien. Seine
Recherchen im Internet hätten ergeben, dass die 301 Landkreise in Deutschland
trotz zusätzlicher Einnahmen und Zuweisungen, im Jahr 2011 ein Defizit von
insgesamt rd. 1 Mrd. Euro verzeichnet hätten. Insbesondere hätten 151
Landkreise bundesweit im Jahr 2011 einen defizitären Haushalt ausgewiesen. Der
Landkreis Kusel befinde sich also im negativen Sinne in bester Gesellschaft.
Dass das Land Rheinland-Pfalz seinen verfassungsmäßig festgelegten
Verpflichtungen nicht nachkomme, habe der Verfassungsgerichtshof nunmehr in
seinem Urteil festgestellt. Nachdem er im vergangenen Jahr seine Hoffnungen in
die Effekte des Kommunalen Entschuldungsfonds gesetzt habe, und dieser inzwischen
erste Wirkungen gezeigt habe, hoffe er jetzt infolge des Urteils auf eine
angemessene Ausstattung durch die Neuregelung des kommunalen Finanzausgleichs.
Der
vorliegende Haushaltsentwurf mache deutlich, dass sich die finanzielle
Situation nicht Wesentlich entspannt habe. Der Fehlbedarf sei aufgrund der
Zuweisungen aus dem Kommunalen Entschuldungsfonds und dem erhöhten
Kreisumlageaufkommen c
Der
Sprecher der Fraktion „Bündnis 90/Die Grünen“, Herr Andreas Hartenfels, ging zu
Beginn seiner Haushaltsrede auf die Entwicklung des negativen Eigenkapitals
sowie der Jahresergebnisse ein. Danach verzeichne man im Jahr 2012 ein negatives
Eigenkapital von rd. 93 Mio. Euro und dieses steige bis im Jahr 2015 auf rd. 138
Mio. Euro. Die Verbesserung des Jahresergebnisses gegenüber dem Vorjahr zeige
jedoch, dass der Kommunale Entschuldungsfonds ein kleiner Schritt für den
Kreishaushalt in die richtige Richtung gewesen sei. Beunruhigend sei jedoch,
dass das negative Haushaltsergebnis trotz der derzeit guten wirtschaftlichen
Rahmenbedingungen zustande gekommen sei. Seit 2008 habe der Landkreis Kusel c
Zum
Schluss wies er noch darauf hin, dass seine Fraktion den Änderungsantrag zum
Haushalt bezüglich der Erarbeitung eines Klimaschutzkonzeptes zurückziehe und
begründete die Entscheidung. Dennoch habe das Thema für seine Fraktion nach wie
vor große Bedeutung und man wolle mit den übrigen Kreistagsfraktionen nochmals
über die Gestaltungsmöglichkeiten reden.
Für die
Kreistagsfraktion „Die Linke“, sprach Herr Robert Drumm zum Haushalt. Der
vorliegende Haushalt sei lediglich ein gesetzlich notwendiger Akt und die
Haushaltszahlen seien erschreckend. Die Gestaltungsmöglichkeiten tendieren
gegen Null und freiwillige Leistungen, die einen demokratischen Sozialstaat
auszeichnen, fänden nur noch im Promillebereich statt. Diese würde, wenn nicht
sofort seitens des Bundes und des Landes, Hilfe komme, bald gänzlich verschwunden
sein. Darüber hinaus mache der Kommunale Entschuldungsfonds
Gestaltungsmöglichkeiten fast zunichte. Die Zuweisungen aus dem
Entschuldungsfonds erfolge auf Basis der Kassenkreditbestände zum 31.12.2009.
Diese seien jedoch inzwischen bereits um c
Herr Peter Matzenbacher trug die Stellungnahme der FDP-Fraktion vor.
Seine Fraktion beobachte in den vergangenen Jahren insbesondere die Entwicklung
des kreiseigenen Fuhrparks, da man der Meinung sei, dass bei einem effizienten
Einsatz enormes Einsparpotenzial vorhanden sei. Diese Bitte habe man auch an
den Landrat herangetragen und man könne im Haushalt anhand der Verringerung der
Kfz-Kosten und der Kfz-Steuer beobachten, dass dem entsprochen worden sei. Er
lobte, dass auch Anregungen kleinerer Fraktionen nachgegangen werde. Gleichwohl
stimme ihn der Anstieg der Sachverständigenkosten nachdenklich. In diesem
Zusammenhang wies er darauf hin, dass seine Fraktion der Erstellung eines
Demographiegutachtens zugestimmt habe, man jedoch bis heute anwendbare Daten
vermisse und forderte deshalb schnellstmöglich aussagekräftige Informationen. Seine Fraktion habe zudem auch der
Teilnahme am Kommunalen Entschuldungsfonds zugestimmt, sei aber damals schon
skeptisch gewesen, da in den Folgejahren weitere hohe Defizite zu erwarten
waren. Zwar habe sich das Defizit im vorliegenden Haushalt aufgrund der Zuweisung
um diesen Betrag verringert, diese sei jedoch eigentlich für die Tilgung von
Altschulden vorgesehen. Auch die positive Wirkung des Entschuldungsfonds, dass
jetzt in den Kommunen enorm gespart werde, hätte man ohne dieses Instrument erzielen
können. Er begrüßte, dass die Kreisumlage nicht erhöht werde und ging auf das
Urteil des Verfassungsgerichtshofs ein. Da die Kassenkredite rasant steigen,
unterstütze seine Fraktion die Forderung gegenüber dem Land, bereits 2012 200
Mio. Euro mehr den Kommunen zur Verfügung zu stellen und erklärte, dass man
dies fraktionsübergreifend durchsetzen solle. Er kritisierte die Aussage des
Finanzministers gegenüber den Kommunen, wenngleich man die Auffassung vertrete,
dass auch der Bund gegenüber den Ländern finanziell nachlegen müsse. Aufgrund
der unverändert defizitären Lage des Landkreises Kusel, sei seine Fraktion,
auch mit Blick auf die nachfolgenden Generationen, außerstande, dem
vorliegenden Haushalt zuzustimmen. Er hoffe, dass die Neuregelung des
kommunalen Finanzausgleichs aber wieder bessere Jahre für den Landkreis Kusel
bringe, damit seine Fraktion wieder dem Haushalt zustimmen könne.
Herr
Egbert Jung (Wählergruppe Jung Egbert) erklärte zu Beginn seiner Haushaltsrede,
dass er sich, nachdem vieles bereits angesprochen worden sei, seinen Blick
ausschließlich auf den Kreishaushalt richten möchte. Als
Verbandsgemeindebürgermeister könne er gut beurteilen, was es bedeute, einen
Haushalt aufzustellen, insbesondere wenn dieser Kassenkredite in dieser Höhe
ausweise. Die Kreisverwaltung habe ihre Hausaufgaben gemacht und seine Fraktion
werde den Haushalt, wie vorgelegt, mittragen. Zum Schluss richtete er noch die
Bitte an die Vertreter im Landtag, dass Unrecht, dass das Gericht in dem Urteil
jetzt festgestellt habe, sofort und nicht erst 2014 zu beseitigen.
Nachdem der Vorsitzende nochmals kurz auf das Urteil des Verfassungsgerichtshofs einging, wurde, mit Zustimmung der Mitglieder des Kreistags, über die Haushaltssatzung und Haushaltsplan 2012 sowie den Stellenplan des Jobcenters Landkreis Kusel, gemeinsam abgestimmt.
Dafür |
Dagegen |
Enthaltung |
31 |
7 |
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